Garagentorantrieb stört Kurzwelle
Vor kurzem errichten wir bei unserem langjährigen OV-Mitglied Rainer, DK3ME, eine Kurzwellen-Draht-Antenne, damit er nach langer Funkabstinenz wieder seinem Hobby frönen kann. Die Antenne, eine ZS6BKW, war von uns vorgefertigt worden und wurde mit der Hilfe eines Steigers auf dem Dach installiert. Die Zuleitung wurde unter der Dachhaut verlegt, der letzte Bananenstecker auf der Wireman Leitung montiert, dann der große Moment – tscchhhhcrcrcr.
Leider ist sehr starkes Rauschen zu hören, aber auch gelegentlich starke Signale. Einige Testverbindungen bestätigten, die Antenne funktioniert sende seitig tadellos, aber auf allen Bändern ist eine breitbandige Störung zu vernehmen. Alle 60 kHz sind die Störungen besonders stark zu vernehmen.
Das Rauschen am IC-7100 hatte eine Feldstärke von S7 ohne Vorverstärker. Der Klang des Rauschens und die Feldstärke ließ mich auf eine Störquelle in Form eines Schaltnetzteiles schließen. Ich versprach meine Unterstützung bei der Störungssuche. Kurzfristig wurde ein Termin mit Rainer vereinbart. Alles andere wäre eine Zumutung, vernünftiger Funkbetrieb wäre nicht möglich.
Inhalt:
Wie peilt man?
Störungen auf den unteren Bändern kann man nur mit Rahmen- oder Ferrit-Antennen sinnvoll peilen. Deshalb war ich schon länger auf der Suche nach einem soliden 80 m Fuchsjagdempfänger. Auf einem Flohmarkt in Tettau wurde ich fündig. Ein alter DDR Peiler, ein Greif FPE80, fiel mir zu einem niedrigen Preis in die Hände. Optisch, wie neu, mit einer Ferrit- und Stabantenne ausgestattet, kann man mit ihm nicht nur Füchse finden.
Hört man das zu suchende Signal, dreht man den Peiler solange, bis das Signal komplett verschwunden ist. Es verschwindet nur, wenn man weit genug von der Signalquelle entfernt ist. Ist man näher dran und eine Störung wird auch über Installationsleitungen abgestrahlt, gibt es kein eindeutiges Minimum.
Hat man das Minimum, weiß man nun, das gesuchte Signal ist in Längsrichtung zur Ferritantenne. Es gibt aber zwei Richtungen. In welcher Richtung fängt man das Suchen an?
Um die eindeutige Richtung zu bestimmen, drückt man am Greif den seitlichen Taster. Jetzt wird die Stabantenne dazu geschaltet, das Diagramm der Ferritantenne wird von einer 8 zu einer Niere verstimmt.
Aus der Maximum-Position lässt sich jetzt durch Drücken des Tasters, mit schnellen 90 Grad Drehungen nach links und rechts, ein kleiner Lautstärkeunterschied feststellen. Die lautere Richtung ist die Signalrichtung. PDF zum Peilprinzip
Störungssuche startet
Begonnen habe ich im Shack, weil hier die Störsignale hörbar waren. Sicherheitshalber wurde alles im Raum ausgeschaltet. Ich ging ein paar Schritte durch die Wohnung, es wurde lauter und ich stoppte in einer Fernsehecke. Hier war das Störsignal extrem laut, jedoch war hier alles außer Betrieb. Also musste die Störung von oben, unten oder von außerhalb des Hauses kommen. Der Dachboden ist unwahrscheinlich, also wurde erst mal von außen das Haus umkreist. Der Signalpegel stieg Höhe der Garage schnell an. Am Schlüsselschalter der Garage war es schon recht laut. Beim Betreten der Garagen sah ich an der Decke die beiden Somfy Garagentorantriebe, zugleich hatte ich maximalen Lärmpegel im Empfänger.
Treffer, versenkt!
Ok, der Garagentorantrieb ist schuld. Glücklicherweise war der Netzanschluss der beiden Antriebe nicht fest verdrahtet. So konnten wir einen Netzstecker ziehen, sofort wurde es leiser. Beim zweiten Garagentorantrieb wurde der Netzstecker gezogen, endlich Ruhe im Kopfhörer. Jetzt konnte ich SSB Signale störungsfrei auf 80 m hören. Wir testeten dann noch mit einem Verlängerungskabel, ob eine Abstrahlung über die Netzleitung erfolgte. Dem war so, das konnte man eindeutig feststellen. Ist man mit der Antenne senkrecht über dem am Boden liegenden Verlängerungskabel, ist ein starkes Minimum feststellbar. PDF zum Peilprinzip
Spart der Hersteller Bauteile?
Da die Anlage nur wenige Wochen alt war, wollten wir keine Änderungen vornehmen. Außerdem sollte der Hersteller auch mitbekommen, dass hier etwas schiefläuft.
Wir nahmen also Kontakt mit dem Installateur der Anlage auf. Dieser kontaktierte den Hersteller Somfy GmbH und nach ein paar Tagen wurde dem Installateur ein Päckchen geliefert. Die Überraschung, ein Bastlwastel war am Werk.
Ganz ehrlich, so oder so ähnlich wäre ich auch vorgegangen. Hat sich hier jemand Gedanken gemacht, oder wusste man genau, welches Teil fehlt, oder hat man schnell mal geprüft, was vor der „Optimierung“ verbaut wurde?
Wir lassen mal alles weg, was der Funktion nicht schadet
Gewinnoptimierung?
Man beachte bitte den merkwürdigen freien Bereich im Gehäuse, ausgerechnet bei der Netzzuleitung. Möglicherweise ist das aber alles nur Einbildung?
Der Einbau der neuen Zuleitung war kein Hexenwerk. Man möchte meinen, es ist absichtlich ein Freiraum für die Drossel vorgesehen gewesen. Was sonst sollte an dieser Stelle besser passen?
Drossel
Bei dem blauen Teil handelt es sich um eine Drossel, genauer um eine stromkompensierte Drossel. Solche stromkompensierte Drosseln dienen zur Dämpfung asymmetrischer (Gleichtakt-) Störungen. Man findet solche Drosseln in vielen Schaltnetzteilen, um HF-Störungen zu unterdrücken. Sie sind sehr wirkungsvoll, aber leider auch teuer. Noch wirksamer als eine einzelne Drossel wäre ein Netzfilter.
Netzfilter
Übliche Netzfilter bestehen aus ein bis zwei Drosseln mit Kondensatoren, am besten im Metallgehäuse.
Das Endergebnis
Die beiden Garagentorsteuerungen wurden nach Umbau mit stromkompensierten Drosseln in Betrieb genommen. Das Ergebnis ist beeindruckend. Es werden keine Störungen mehr über die Hausinstallation abgestrahlt. Deshalb waren auch keine Störungen mehr am IC-7100 feststellbar. Rainer hatte nun ungestörten Empfang, das S-Meter hat jetzt tagsüber auf freien Frequenzen gar keinen Ausschlag mehr. Das Rauschen hört sich jetzt weich und natürlich an.