Erfahrungsbericht MFJ Automatik Tuner
Der MFJ-998RT (RT wie Remote) ist ein leistungsfähiger und preiswerter Outdoor Tuner in der 1.5kW Klasse. Ein automatischer LC Antennen Tuner für asymmetrische Antennen und kann bezogen auf 50 Ohm auf- und abwärts transformieren.
Der MFJ-998 ist das Tischmodell, der MFJ-998RT ist für Outdoor gedacht. Der MFJ-998 ist der große Bruder vom MFJ-994 (600 Watt) und dieser wiederum ist der große Bruder vom MFJ-993 (300 Watt). Alle drei sind reine LC Tuner, eine Verlustarme und effektive Anpassmethode, abgesehen vom CC Tuner nur mit Kondensator, der aber nicht beliebige Impedanzen anpassen kann. Auf Grund der sehr guten Erfahrungen mit dem MFJ-993BT, er ist deutlich schneller als z.B. LDG AT-200pro Tuner, hatte ich die Möglichkeit einen MFJ-998RT günstig zu erwerben.
Meine Erfahrung mit dieser Tuner Serie, sie hat ihre Stärken und Schwächen:
- + Preis Leistungsverhältnis
- + Sehr schnell in der Abstimmung
- + Display mit vielen wichtigen Informationen
- + Ausreichen dimensionierte Bauteile
- + großer Abstimmbereich
- + beim Remote Modell wird eine Fernspeiseweiche mitgeliefert
- – Zu wenig Schutz gegen statische Ladung
- – bei den Remote Modellen außer dem SWR keine Informationen im Shack
- – bei den Remote Modellen keine umschaltbare Antenne
- – während der Abstimmung wird es laut
- – Fernspeiseweiche keine Absicherung gegen Überstrom oder Kurzschluss
Leider ist MFJ etwas in Verruf gekommen, teilweise zurecht. Die mechanische Qualität, vor allem die Gehäuse und deren Lackierungen, waren noch nie wirklich toll. Aber MFJ hat immer wieder pfiffige Ideen, ein vielseitiges Programm und schnelle, preiswerte Automatik Tuner.
Inhalt:
Blockschaltbild
Im Blockschaltbild ist deutlich die Schaltung eines LC Tuners zu erkennen. Das L ist immer in Reihe zur Antenne, eine Tiefpassschaltung, gut geeignet zur Oberwellenunterdrückung. Das C kann wahlweise auf die Sender oder auf die Antennenseite geschaltet werden.
Wenn C auf Senderseite: Transformation von 50Ω abwärts
Wenn C auf Antennenseite: Transformation von 50Ω aufwärts
Ungünstige Kombinationen wie bei der Pi oder T Anpassung gibt es nicht. Maximaler Wirkungsgrad bei geringstem Bauteile Aufwand. Nur eine einzige LC Kombination ergibt eine Abstimmung, keine Vielfachresonanzen wie bei Pi oder T Anpassung.
Anpassung
Der MFJ 993,994 und 998 haben einen sehr großen Abstimmbereich. Die maximale Induktivität beträgt 24.28µH. Die maximale Kapazität beträgt auf der Senderseite 3926pF, auf der Antennenseite 976pF. Das Antennensymbol in der linken oberen Ecke gibt Auskunft, auf welche Seite die Kondensatoren geschaltet sind. LC Kombinationen, die den Tuner gefährden könnten, werden vermieden.
Da ein Automatik-Tuner mit Relais schaltet und diese binär gestaffelt sind, bestimmt der kleinste L/C Wert wie fein die Abstimmung erfolgen kann, die Anzahl der Relais den jeweils höchsten Blindwiderstand. Jedes Relais verdoppelt den Gesamtwert der induktiven oder kapazitiven Blindwiderstände. Die Relais schließen im Ruhezustand die Blindwiderstände kurz, ein angezogenen Relais aktiviert das jeweilige XL oder XC. Ein SWR von 1,0 ist immer dann wahrscheinlich, wenn die Antenne schon halbwegs auf dem Band abgestimmt ist. Aber das ein Automatik-Tuner immer auf SWR 1,0 abstimmen muss, ist ein Wunschdenken. Das SWR spielt so lange keine Rolle, solange der Transceiver oder die Endstufe nicht meckert.
Verwendung an symmetrischen Antennen
Mit dem „richtigen Balun“ kann man diese Baureihe auch sehr gut an symmetrischen Antennen betreiben. Richtiger Balun heißt, man muss einen Balun verwenden der für Strom und Spannungskopplung geeignet ist.
Und jetzt kommt der Punkt wo sich die Ömer in den Foren die Köpfe einschlagen.
Dieser Balun muss zwischen Tuner und Antenne. Der Tuner stimmt seinen Eingang auf 50 Ohm reell asymmetrisch ab. Hier ist kein Balun notwendig. Aber der Ausgang ist gegen Transceiver Masse bzw. Shack Erde bezogen. Der Balun für undefinierte Impedanzen erzwingt am Tuner Ausgang eine Symmetrie und Abkopplung von der Masse, allerdings nur HF-technisch, nicht galvanisch. Man bedenke, die gesamte Tuner Elektronik ist Masse bezogen und liegt auf dem Potenzial der Geräte im Shack. Die Fernspeiseweiche bezieht die 13,8 Volt für den Tuner vom Netzteil im Shack. Den Remote Tuner komplett von der Shack Masse zu entkoppeln mag möglich sein, ist mir aber zu heiß.
MFJ-998 und MFJ-998RT
Dieser Tuner, egal ob Tisch oder Remote Gerät, besitzt keinen Balun am Ausgang. Der Ausgang ist nur für die Abstimmung von Koax- oder Langdrahtantennen gedacht. Möchte man symmetrische Antennen betreiben braucht man einen symmetrier Balun.
Der 998 und der 998RT besitzen die gleiche Platine, der RT besitzt sogar das Display und die Tasten wie beim Tischmodell, um draußen auf dem Dach oder Balkon die Funktionen und die Abstimmung prüfen zu können. Auch an ein Relaistestprogramm wurde gedacht. Dem MFJ-998RT fehlen jedoch das Antennenumschaltrelais, das Radiointerface und die Cinch Buchse für Amp Enable (Inhibit). Der serielle Port am Remote Modell ist vorhanden, man kann auch hier darüber die Firmware updaten.
MFJ-993B
Diese Tuner Baureihe (300 Watt LC Tuner) hat einen eingebauten 1:4 Balun am Ausgang für symmetrische- oder Langdraht Antennen.
Ich persönlich finde diesen Balun Typ absolut ungeeignet. Sobald die Impedanz bei Z < 200 Ohm liegt, würde sich ein 1:4 Balun negativ auswirken. Gerade bei abgestimmten symmetrischen Antennen wie die ZS6BKW oder G5RV mit Impedanzen nahe 50 Ohm macht ein 1:4 Balun keinen Sinn. Der Tuner müsste nach unten auf Z=12,5 Ohm abstimmen, bei Impedanzen unter 50Ohm noch tiefer, wo es schon Probleme geben könnte. Deshalb habe ich bei meinem Tuner den original Balun entfernt und einen 400 Watt Balun für undefinierte Impedanzen eingebaut.
Das beruhigt das funktechnische Gewissen, beim Funken selbst konnte ich zwischen beiden Varianten keinen Unterschied feststellen. Nur der Tuner braucht jetzt fast kein L oder C mehr wenn die Antenne schon auf die QRG abgestimmt ist. (ZS6BKW 40m) Insgesamt fällt ihm die Abstimmung schon leichter.
Man kann diesen Balun für undefinierte Impedanzen aber auch an einem Koaxkabel Ausgang anschließen. So erspart man sich Änderungen am Tuner
MFJ – Denn der Name verpflichtet
MFJ – „Mist für Jedermann“ lautet die deutsche Umschreibung für diese Abkürzung. Obwohl manche Produkte eigentlich gar nicht so schlecht sind, gelingt es MFJ immer wieder, dass ungeprüfter Mist die Produktionshallen verlässt.
Nachdem bei einem Funkfreund ein neuer MFJ-993 wegen Fehlfunktion umgetauscht werden musste, hatte auch das Austauschgerät einen Fehler. Je nach Band und Antenne, fangen die Relais beim Senden das Flattern an.
MFJ- 993 – Relais flattern
Bei einigen MFJ-993 tritt je nach Band dieses seltsame Relais flattern auf. Man kann es durch Umbiegen eines Drahtes leicht abstellen.
Unglaublich aber wahr, man kann dieses Problem durch einfaches umlegen eines Drahtes abstellen. Dieses Phänomen tritt je nach Antenne und Antennenstrom bei verschiedenen Tunern auf. Ich konnte bei meinem Tuner den Spuk durch verlegen von RG142 Teflon Kabel zuverlässig abstellen. (siehe Bild weiter oben)
Schöner Bericht, Thilo,
ich besitze seit über 11 Jahren den MFJ-993 (und auch den LDG-AT200), usw.
Deine Berichte sind nett zu lesen. Bei diesem hier, passt aber die Angabe des C’s in der Anzeige nicht. Ich denke, senderseitig und antennenseitig sind vertauscht. Achte mal auf das kleine Antennensymbol oberhalb der 976pF.
73, Tom
Hallo Tom, danke für deinen Kommentar. Ich habe nochmal im Schaltplan nachgeschaut und den Artikel korrigiert. Es ist so wie du geschrieben hast. Auf das Antennensymbol habe ich bisher nie geachtet, jetzt ist mir klar was es bedeuten soll.
Danke und 73 de Thilo DL9NBJ
Ein neuer 993B wurde beim grossen Händler in DL bestellt und in die Schweiz geliefert. Das Gerät hatte einen technischen Fehler. Der Reflected Zeiger des analogen Instruments funktionierte nicht, also wurde der Fehler beanstandet und das Gerät zurückgeschickt. Der bekannte Onlinehändler weigerte sich allerdings den Fehler anzuerkennen und schickte das Gerät Postwendend unrepariert an den Besitzer zurück, von den hohen Versandkosten ganz zu schweigen.
Nach einiger Zeit übernahm ich den Tuner preiswert. Da ich die Verarbeitung bei MFJ ein wenig kenne, vermutete ich einen kleinen Wackelkontakt. Nach einem kurzen Augenschein ins Innere fiel mir ein Trimmer an der Steuerplatine auf, dessen 2 Beine in der Luft hingen. Ich konnte den losen Trimmer ohne Mühe herausziehen.
Nach dem sauberen einlöten funktionierte der Zeiger immer noch nicht. Den Fehler fand ich kurzerhand beim Flachbandkabel, welches die Steuer mit der Hauptplatine verbindet. Beim Versuch diesen gebrochenen Kontakt wieder herzustellen, brachen leider weitere benachbarte Kabelkontakte erneut. Es ist schon ziemlich frustrierend, wenn man sein Gerät wegen so einer Kleinigkeit fast kaputt reparieren muss, weil einer zu meinem erstaunen ausgesprochen innovativer Hersteller billigen Aufbau produziert. Schade!
Ein weiterer MFJ Kandidat in meiner Sammlung ist ein 962D Versa Tuner.
Laut Aufschrift müsste es 1.5 KW vertragen. Umso erstaunlicher, das er bereits unter 100 Watt zu stinken begann.
Nach öffnen des Deckels musste ich nicht lange suchen. Der sogenannte „self resonance killer“ wie ihn MFJ nennt….ein absolut billig produzierter Kurzschlussschalter, welcher den unbenutzten Teil der Rollspule kurzschliessen soll, um angeblich Schwingungen zu verhindern, fing an zu kokeln. Die Rollspule und die Mechanismen dieses ominösen Schalters sind teils aus Epoxydharzplättchen hergestellt und wenn epoxydharz zu kokeln beginnt, dann stinkt das bestialisch. Auch nach totaler Reinigung und erneuern diverser Teile hielt das Gerät nicht davon ab schon bei 10 Watt erneut zu kokeln. Ich habe mich dazu entschlossen, diesen Kurzschliesschalter zu entfernen, seither kokelt nichts mehr.
Ich möchte diesen Tuner allerdings nicht über 200 Watt belasten. Für mich viel zu unsicher.
Danke für deinen ausführlichen Bericht Urs. Unglaublich, MFJ scheint tatsächlich keine Qualitätskontrolle zu haben. Ich bin erschüttert, weil der MFJ-993B eigentlich ein gutes Konzept hat.
Hallo Thilo, mich würde interessieren wie sich der MFJ-998 (also das Tischgerät) fernsteuern lässt. Irgendwie finde ich nix dazu. Da ich einen K3 und einen IC-7300 habe und von beiden (eher vom K3) nicht weiß ob sie der MFJ-998 versteht, scheue ich mich bisher das Teil anzuschaffen. Der Tuner würde ca 50m vom shack entfernt stehen, wenn er mal konfiguriert ist. Um der Frage vorzubeugen .. ich will nicht das RT modell, weil ich mir die option offen halten möchte den Tuner auch mal beim Gerät zu verwenden (zweitQTH zB)
🙂 WOlfgang OE3WHU
Der Bericht ist eine der besten Fundstellen zu den MFJ Tunern im deutschsprachigen Teil des www.
JA, MAN KANN AUS DEN DINGERN RICHTIG WAS MACHEN! DAS KONZEPT IST GUT.
Ich betreibe für meine Antennenexperimente einen MFJ-994BRT, also die Outdoorversion bis 600W; am Anfang ein Abenteuer durch und durch. Schon bei den Datenangaben/Beschreibungen der Händler begann das mit einigem Unfug. Da werden z.B. bei „Cla…inter…“ wohl Beschreibungstexte des großen 998 einfach kopiert und so dem 994 ein kpl. internes Bedienfeld angedichtet. Hat er nicht. Dass MFJ extrem unkultiviert intern verdrahtet, ist nicht neu. Ich dachte erst, ich hätte vom Händler ( früher in Offenbach ansässig, jetzt umgezogen) ein vom Vorbesitzer teilweise ausgeschlachtetes Gebrauchtgerät bekommen. Drei lose baumelnde Drähte an einer teilbestückten aber verkehrt herum montierten Bedienplatte; die Verdrahtung von der Tunerplatte zu den Anschlüssen im Ourdoorgehäuse grottig usw.. Daraufhin öffnete der Händler sein Vorführgerät und machte Bilder – identisches Chaos, also üblicher Auslieferungszustand bei MFJ. Elektrisch funktionierte das Teil aber.
Einzig blieb der Hauptmangel im Auslieferungszustand, das gelegentliche Flattern: Das Beseitigen dieses manchmal endlosen Relaisflatterns, obwohl zwischendurch Abgleichpunkte mit einwandfreier Anpassung „überfahren“ wurden, gelang auch bei meinem 994 vollständig durch den Einsatz von zwei kurzen Stücken eines 5mm dicken Teflonkabels (ich hatte zufällig etwas RG400) anstelle der zwei dicken fliegenden Litzen über den Relais. Wichtig ist, dass die Abschirmung dieser Koaxkabelstücke nur an einer Stelle auf Masse liegt, wie auch hier oben im Bericht auf dem Bild zu sehen; einfach nur wie ein statisch abgeschirmter Draht. Dabei sollte man der Spannungsfestigleit des verwendeten Koaxkabels und den Isolierstrecken zwischen Abschirmung und Innenleiter an den Enden Beachtung schenken.
Was ist noch so geplant? Es reizt mich gewaltig, das interne Bedienfeld mal mit einer zweizeiligen Anzeige zu bestücken und an die drei freien Drähte ein Kreuzzeigerinstrument anzuschliessen… Vermutlich hat MFJ identische Firmware für indoor und outdoor. Mal sehen, oder hat das schon einmal jemand gemacht?
73 Martin DG1VT
Ich habe vor mir den MFJ-998RT zu kaufen. Wie kann ich verhindern, das nach einem kleinen Frequenzwechsel mit voller Leistung sende, weil ich einfach vergessen habe erst die Leistung auf 20 Watt zu reduzieren? Kann man die Abstimmung des Tuners sperren und nur gezielt mit Hand auslösen oder welche Möglichkeit gibt es, außer immer daran zu denken, bis man dann doch mal schnell ins Mikro brüllt bei voller Leistung.
73, Chris
Hallo Christian, Zitat aus meiner Seite
„Der 998 und der 998RT besitzen die gleiche Platine, der RT besitzt sogar das Display und die Tasten wie beim Tischmodell, um draußen auf dem Dach oder Balkon die Funktionen und die Abstimmung prüfen zu können. Auch an ein Relaistestprogramm wurde gedacht. Dem MFJ-998RT fehlen jedoch das Antennenumschaltrelais, das Radiointerface und die Cinch Buchse für Amp Enable (Inhibit). Der serielle Port am Remote Modell ist vorhanden, man kann auch hier darüber die Firmware updaten.“
Da also die 998RT Variante abgesetzt betrieben wird und der Ausgang zum Verriegeln der Endstufe fehlt Amp Enable (Inhibit), gibt es beim 998RT keine Möglichkeit. Das Relais K31 ist nicht bestückt. Du könntest alternativ eine modernes S-Meter am Ausgang der Endstufe anschließen, welches das SWR überwacht und bei schlechten SWR die PTT zur Endstufe unterbricht. Zum Beispiel sowas https://www.funktechnik-bielefeld.de/mfj-828-digitales-swr/power-meter
Danke für den Tip Thilo, ich werde mir das mal ansehen
Es geht um einen MFJ 993 BRT.Bei einer Sendeleistung von 140 Watt schalte der Tuner zur Antenne durch.Wie lässt sich das beheben?Durch zurücksetzen auf die Fabrikvorgaben?Ich hoffe ,dass es eine Lösung für das Problem gibt.
vy73 Oliver
Hallo Oliver,
er schaltet vermutlich auf Bypass, weil der Rücklauf bei steigender Leistung ansteigt und er für diese Frequenz keine gute Abstimmung und für diese Leistung sich selbst durch zu hohen Strom oder zu hohe Spannung gefährden würde. Also Antenne optimieren. Welche Antenne welche Abmessungen?
73 de Thilo DL9NBJ
When you ran the RG142 Teflon cables, the one on the left appears to be grounded to chassis ground and the one on the right appears to be grounded to circuit ground. Was there a reason for this? I plan to use small RG316D and connect the shield to closest chassis ground. I’ve used the small coax on manual tuners in the past. Thanks… Joe (AJ8MH)